THEMIS kämpft um die Rückgabe von Raubkunst in München

Am 21. Februar 2025 hat RA DR. Hannes Hartung mit Kollegen ein Pressegespräch zum aktuellen Raubkunst Skandal in den Bayerischen Staatsgemäldesammmlungen (BSTGS) abgehalten.

THEMIS kämpft um die Restitution dieser beiden wunderschönen Meisterwerke von Ferdinand Waldmüller von der jüdischen Sammlerin Therese Brettauer und von Dame mit Strohhut von Amerling aus dem Bestand der jüdischen Kunsthandlung Brüder Lion in München. Beides ganz klare Raubkunst Fälle.

Das Meisterwerk von Waldmüller haben abgebildet, das Copyright liegt beim Museum (BSTGS).

Erst gestern hat die SZ publik gemacht, dass das Museum eine interne Liste in ihrer Datenbank MuseumPlus führt, in welcher knapp 200 Werke als rot und #Raubkunst klassifiziert werden und ca 800 Werke orange, also unter dringendem Raubkunstverdacht stehen.

Leider hat das Museum dennoch nichts gemacht, so gut wie nie nach Erben gesucht und über 600 Werke noch nicht einmal auf der Verlustdatenbank Lostart publiziert. Diese Erkenntnisse und Daten sind nicht veraltet und das Problem der jahrelangen Verschleppung ist leider aktuell.

Bayern muss jetzt eine schnelle und umfassende Antwort geben, welches den Anforderungen der Washingtoner Pronzipen genügt. So kann es gewiss nicht weitergehen.

Die dpa berichtet:
Stötzel und seine Kollegen ärgern sich schon lange darüber, wie der Freistaat mit den Gesuchen der Familien nach Restitution umgeht. Mandanten würden zu Bittstellern degradiert und hingehalten, beklagt Anwalt Hannes Hartung, der unter anderem die Erben der Brüder Lion vertritt. Nicht mal einen richtigen Ansprechpartner habe es gegeben. «Man hat uns immer wie einen Esel zwischen zwei Heuhaufen hin und her geschickt.»

Was die Juristen besonders erzürnt, ist fehlende Transparenz. Etwa, dass eine interne Liste existieren soll, auf der 200 Werke der Staatsgemäldesammlungen Rot markiert sein sollen, 800 weitere Orange, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet hatte. Das sei gängige Praxis in der Provenienzforschung, erklärt Hartung und fügt an: «Rot heißt normalerweise immer: klare Raubkunst. Orange heißt dringendster Raubkunstverdacht». Seine Forderung: diese Erkenntnisse müssten möglichst schnell veröffentlicht werden, vor allem auf der Datenbank Lost Art, wo Menschen gezielt nach geraubtem Kulturgut suchen können.

Proaktiv nach Erben suchen
Doch damit nicht genug. Bayern müsse auch proaktiv nach möglichen Erben suchen und auf diese zugehen, sobald ein Raubkunstverdacht vorliege, sind sich die Juristen einig und verweisen auf die Grundsätze für die Rückgabe von Kulturgut in den Washingtoner Prinzipien, denen sich auch Bayern verpflichtet hat.
Zudem hätten die Familien oft private Unterlagen wie Testamente, um solche Fälle aufzuklären, merkt Ulf Bischof an, der für die Erben des Kunsthändlers Paul von Mendelssohn-Bartholdy unter anderem für eine Rückgabe von «Madame Soler» kämpft. Seit mehr als 15 Jahren wolle man die Beratende Kommission einschalten, die in diesen Fällen eine Empfehlung gibt. Doch der Freistaat lehne das ab und verhindere so jeden Fortschritt.

Bayern und seine Millionen
Doch was ist der Grund? Für Sanne Kurz (Grüne), kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Landtag, ist es fehlender politischer Wille – und Geld. Schließlich gehe es um Werte bis in einen zweistelligen Millionenbereich. Hier wolle der Freistaat offenbar nicht an das eigene Vermögen ran. Eine Taktik, die aufging, wie Hartung konstatiert. Man habe die Millionenwerte behalten. «Es hat einfach funktioniert und man hat die Erben zermürbt.»
Und noch etwas fordert Hartung unter Zustimmung seiner Kollegen: dass die Staatsgemäldesammlungen ihre eigene Rolle während des Nationalsozialismus aufarbeiten. Und zwar nicht mit eigenen Leuten, die vom Staat bezahlt werden, sondern externen, unabhängigen Provenienzforschern. Diese Krise berge auch große Chancen, ist sich der Jurist sicher.

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